Milteforan® von Virbac und Glucantime® von Merial sind im Moment die beiden einzigen zugelassenen Leishmanizide, die zur Behandlung der caninen Leishmaniose zur Verfügung stehen. Beide Wirkstoffe können Nebenwirkungen zeigen, die je nach Gesundheitsstatus mehr oder weniger gut von den betroffenen Hunden toleriert werden. Zudem können beide Medikamente keine 100% Erregerfreiheit garantieren, so dass Rezidive möglich sind. Da immer mehr Resistenzen nach häufiger Anwendung auftreten, wäre es daher wünschenswert und erforderlich, wenn es auch weitere Leishmanizide für Hunde gäbe.
Umso überraschender erscheint da, dass bereits seit 2014 ein Patent besteht, welches ein „Verfahren zur Behandlung und Heilung von Leishmaniose unter Verwendung von Fexinidazol“ zum Inhalt hat [1].
Der Wirkstoff aus der Gruppe der Nitroimidazole ist ein Antiprotozoikum, welches in der Humanmedizin wirksam in der Behandlung der Schlafkrankheit ( Afrikanische Trypanosomiasis ) ist, ausgelöst durch den Erreger Trypanosoma brucei. Die antiparasitäre Wirkung von Fexinidazol wurde bereits in den 1970er Jahren vom deutschen Pharmaunternehmen Hoechst untersucht, das jetzt in Sanofi integriert ist, doch weitere Aktivitäten wurden wohl aufgrund mangelnder Rentabilität eingestellt und erst durch Druck der DNDi wieder aufgenommen [2], wodurch dies Medikament nun auch von der EMA empfohlen wird [3].
Der Erreger scheint den Leishmanien spp. ähnlich, wird doch immer mal wieder auf mögliche Kreuzreaktionen zwischen Leishmanien und Tripanosomen bei serologischen Tests hingewiesen.
So entstand wahrscheinlich daraus auch das Interesse, Tests zur Behandlung der caninen Leishmaniose zu starten [4] und das Patent zu beantragen. So heißt es darin
„Die vorliegende Erfindung betrifft Fexinidazol zur Verwendung bei der Behandlung einer Infektion mit Leishmania infantum bei Hunden“
Es umfasst bereits eine mögliche Dosierung bei einer Anwendungsdauer von 28 Tagen, die Untersuchungen auf Nebenwirkungen bei Hunden, die auch bei doppelter Dosierung und 3-fach verlängerter Anwendung ausblieben und auch eine Vergleichsstudie mit Glucantime®, die vielversprechend ist.
Dass zwar anhand der Studien im Gegensatz zu Mäusen bei Hunden nur eine klinische Heilung versprochen werden kann, verwundert niemanden, der sich mit den Evasionsstrategien und der Wirkstoffeigendrosselung der Erreger auskennt. Zumal Mäuse nicht an Leishmaniose sterben. Eine sterile Heilung mit kompletter Eliminierung der Leishmanien kann also auch bei diesem Wirkstoff nicht sicher vorausgesagt werden. Doch ein Ausbleiben von Rezidiven bei den Studien bis zu 180 Tagen lässt hoffen.
Daher würde man sich wünschen, und müsste doch davon ausgehen, dass dieser Wirkstoff bereits in einem Veterinär-Medikament auf dem Markt wäre. Aber scheinbar wurde dies Patent entweder beim Verkauf der Tiersparte von Merial an Sanofi und dann weiter an Boehringer Ingelheim vergessen, oder die Pharmafirmen verfolgen andere monitäre Ziele.
Wie auch immer, eine Anfrage von mir bei Boehringer vom 11. Oktober 2019 wurde leider nicht beantwortet. Und trotz mehrerer Versuche meinerseits lässt sich der Wirkstoff scheinbar in Europa nicht auftreiben.
Quellen:
[1] Google Patents https://patents.google.com/patent/DK2950795T3/en
Patent Traduccion Espanol liegt im Original vor und kann von Tierärzten über das Kontaktformular auf meiner Seite angefordert werden
[2] El Pais, La mujer que cambió la historia de los medicamentos, 1.3.2019
[3] EMA empfiehlt die erste rein orale Behandlung der Schlafkrankheit
[4] The anti-trypanosome drug fexinidazole shows potential for treating visceral leishmaniasis, 1.2.2012
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